SERIÖS UND SICHTBAR - So wählen Radiojournalisten Experten aus

Täglich flattern tausende E-Mails in die Redaktionen rein – und schon nach den ersten Minuten im Joballtag ist klar: Ganz schön was los auf der Welt! Medienschaffende haben die Aufgabe, diesen Wust an Informationen durchzugehen; Werbung auszusortieren, potentiell berichtenswerte Aussagen abzuchecken; Fragen zu stellen. Stimmen die Infos? Sind die Thesen gesprächswertig? Oder will sich da nur jemand Gehör verschaffen und die Aufmerksamkeit der Presse auf sich ziehen?

Ausgebildete Redakteurinnen und Redakteure gehen nach klaren Kriterien vor und wissen auch, wie sich Fake News aussortieren lassen. Ich möchte nicht behaupten, dass das immer zu 100% klappt. Aber alle Kolleg*innen, die ich kenne, tun dafür alles was geht. Und es gibt auch bestimmte Online-Tools, die uns helfen. Niemand will eine Falschmeldung veröffentlichen – das wäre der Worst Case. Es gilt die Fakten wiederzugeben und diese einzuordnen. Denn es gibt nichts Schlimmeres, als Fake News zu verbreiten - und das nur, weil die Hintergrundrecherche auf dem Weg geblieben ist. Daher ist es essentiell, dass Expertenaussagen nie im luftleeren Raum stehen.

Bevor ich für einen Sender Fachleute anrufe oder anschreibe, kenne ich mindestens seine oder ihre Kurz-Vita und weiß bestenfalls um die Motive. Woher kommt die Nachricht? Will jemand eine wichtige Info weitergeben oder lediglich Werbung für sich machen? Wenn jemand ehrlich und auf wissenschaftlichen Grundlagen Erkenntnisse und Fakten teilen möchte – und sich damit an die Medien wendet – gibt es gute Chancen, dass diese auch gehört werden. Vielleicht werden auch zwei Expertenmeinungen gegenüber gestellt, um einen Perspektivwechsel zu schaffen oder ein vollständigeres Meinungsspektrum abzubilden. Denn "die eine Wahrheit" gibt es einfach nicht.

Wichtig ist aus meiner Sicht: Experten sollten für eine optimale Positionierung ihr Wissen in den Vordergrund und die eigentliche Positionierung in den Hintergrund rücken lassen. Wer auf der Stirn geschrieben hat "Ich will meine Infos verkaufen", der fällt durch's Raster. Interessant ist unter anderem, was Fachleute zu aktuellen Themen sagen können. Digitalexperte Dr. Sebastian Decker ist das z.B. gelungen mit dem Thema "Corona bei Google – Das wollen wir über das Virus wissen" – er hat einfach die meisten Treffer in Suchmaschinen analylisert und ist damit an die Öffentlichkeit gegangen. Kurzum: Transparent über die eigene Arbeit zu sprechen und Antworten geben zu können, erhöhen Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit gleichermaßen. Und je transparenter wir alle arbeiten, desto mehr Wissen können wir miteinander teilen. Das ist keine Garantie für Sendezeit, sondern nur einer der tausend möglichen Wege nach Rom.

 

WENN DU INTERESSE HAST- KLICK AUF DAS BILD!!!

 

 

Über die Autorin:
Andrea Peters ist freie Journalistin in Nordrhein-Westfalen. Nach Ihrem Universitätsabschluss in Englisch und Psychologie an der RWTH Aachen hat sie Ihr Volontariat im NRW-Lokalfunk gewuppt. Die 35-Jährige arbeitet seit über zehn Jahren als Autorin, Sprecherin, Produzentin und Moderatorin für private und öffentlich rechtliche Sender. In Ihrer Freizeit lässt die Hörfunk-Redakteurin ihr Handy gerne aus und sitzt zur Entspannung im Boot, im Wald oder am Klavier.